|
18. Handel, Pest und Eisenbahn
- Die Geschichte der Flussnutzung
Wasser übt auf viele Menschen eine starke Anziehung aus. Selbst in der heutigen, meist technisierten
Gegenwart wird uns die Kraft des Wassers noch immer vor Augen geführt, sei es durch unaufhaltsame
Überschwemmungen, denen man nahezu hilflos gegenübersteht, oder durch beeindruckende
Staudämme und Wasserkraftwerke.
Bereits im Altertum und mit großer Verbreitung im 9. bis 10 Jh. wurde die
Energie des Wassers mit Wasserrädern in den Getreidemühlen oder Sägewerken nutzbar
gemacht. So spielten Flüsse schon seit jeher für den Menschen eine wichtige Rolle.
Als natürliche Hindernisse ließen sie sich beispielsweise gut verteidigen und dienten
daher teilweise schon den Römern als Grenze, so dass sie dort auf ihren Grenzwall Limes verzichten konnten.
Nicht ohne Grund wurden auch Siedlungen bevorzugt am oder in der Nähe eines Flusses
gegründet, denn er brachte den Menschen einige entscheidende Vorteile wie die Versorgung
mit Trinkwasser und die Entsorgung von Abwässern.
In der Nähe von Gewässern gelegene Siedlungen haben sich aufgrund dieser Standortvorteile merklich schneller entwickelt als vergleichbare Städte in anderer Lage.
Bullen und Böcke auf der Leine
Daran hat auch die Schifffahrt und der damit begünstigte Handel seinen Anteil gehabt. Speziell
der Schiffsverkehr auf der Leine profitierte von den dichten, flächendeckenden Waldbeständen.
Der Fluss bot einen relativ freien Verkehrsweg, wogegen die Wälder den Verkehr behinderten und
Räubern Schutz boten.
Die ersten Nachrichten von Schiffsverkehr auf der Leine überliefert ein Geschichtsschreiber
Karls des Großen (um 800 n.Chr.): Elze sei deshalb Bischofssitz geworden, da die Ostfriesen
auf der Leine bis dorthin gelangten.
Erst über ein halbes Jahrtausend später wird wieder über den Schiffsverkehr auf der
Leine berichtet. 1371 verspricht Herzog Albrecht der Stadt Hannover, den Wasserweg von Hannover nach
Bremen von Hindernissen, die die Schifffahrt behindern, zu befreien. Das hohe Ufer in Hannover war
zu dieser Zeit eine Kreuzung alter Landhandelswege und verknüpfte diese im Rahmen eines
großen Umschlagplatzes für Waren mit den neuen, blühenden Wasserwegen. Höhenunterschiede
im Flussverlauf zwischen Elze und Bremen wurden mittels mehrerer Schleusen überwunden, für
deren Benutzung eine Steuer bezahlt werden musste.
Bei der Talfahrt von Hannover nach Bremen wurde Roggen, Weizen, Gerste und Bier transportiert, in der
Gegenrichtung Butter, Käse, Kaffee, Häute, Tuch, Pech, Stockfisch und Heringe.
Als Schiffe dienten der "Bock" mit 3-4 Mann Besatzung und etwa 37 Meter Länge und 4,80
Meter Breite oder der "Bulle" mit 33 Meter Länge und 4 Meter Breite. Die Fahrzeit betrug
Fluss abwärts etwa 5-7 Tage und Fluss aufwärts mit Pferden gezogen 9-13 Tage. 25 Tonnen Last
konnten die Schiffe transportieren.
|
|
Anfang des 16. Jahrhunderts brach die Pest aus, die den Schiffsverkehr auf der Leine völlig zum
Erliegen brachte und manche Dörfer wüst werden ließ. Erst 200 Jahre später wurde
die Leine als Wasserweg wieder genutzt, verlor jedoch als Handelsweg schnell wieder an Bedeutung als
1847 die Eisenbahnstrecke von Hannover nach Bremen eröffnet wurde.
|