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17. Die Themse als Nebenfluss des Rheins?- Eiszeiten im Norddeutschen Flachland
Die Themse als Nebenfluss des Rheins? Das hört sich suspekt und zweifelhaft an. Und um
Missverständnisse gleich von Anfang an auszuräumen: Mit der Themse ist tatsächlich
der 346 km lange Hauptfluss Englands gemeint, der in London unter der berühmten Tower Bridge
hindurchfließt. Und auch der Rhein soll kein anderer als der bekannte 1320 km lange Fluss
sein, der die Schweiz, Liechtenstein, Österreich, Deutschland, Frankreich und die Niederlande
durchfließt. Und wie können nun diese beiden Flüsse, deren Mündungen etwa 200
km voneinander entfernt liegen, plötzlich zu Nebenflüssen werden?
Das hört sich natürlich auch nicht viel einleuchtender an, aber tatsächlich war das
geologisch gesehen noch vor kurzer Zeit der Fall. Genauer gesagt vor schlappen 18.000 Jahren, zum
Höhepunkt der Weichsel-Eiszeit. Diese jüngste Eiszeit dauerte bis vor etwa 11.000 Jahren
an und verursachte auf der Erde eine 4-5°C kältere Durchschnitttemperatur als heute. Was sich
wie ein kleiner Temperaturunterschied anhört, hatte dramatische Folgen:
Aber die Weichsel-Eiszeit war nicht die einzige, die kälteste oder am längsten andauernde
Eiszeit der Vergangenheit. So bedeckten schon vor der Weichsel-Eiszeit die Gletscher der Elster-Eiszeit
vor 440.000-330.000 Jahren und der Saale-Eiszeit vor 200.000-125.000 Jahren Skandinavien, große
Teile Großbritanniens und Norddeutschlands. Aber nicht nur das vom Eis verfrachtete Material formte die Landschaft. Die als Eis gebundenen Wassermassen mussten natürlich mit zunehmender Erwärmung des Klimas auch wieder abfließen. Und das ohne ein Flussbett, dass solche Schmelzwasserfluten hätte aufnehmen und transportieren können. Gezwungenermaßen formte sich das Wasser selbst gigantische Flussbetten, die Urstromtäler, in denen es Jahrtausende lang stetig Richtung Meer floss. Die Abflussbahnen haben so große Ausmaße, dass sie heute eigentlich nicht mehr als ehemalige Flussbetten zu erkennen sind. Die heutige Aller-Niederung, rund 20 km breit, ist Teil des eiszeitlichen Urstromtals entlang der Linie Bremen-Magdeburg-Breslau. Auch die Linie Warschau-Berlin mit Verlängerung nach Hamburg mit den heutigen Flüssen Elbe, Oder und Warthe war eiszeitliches Abflussgebiet. Heute werden die Täler z.B. für den Bau von Kanälen (z.B. der Mittellandkanal nördlich Magdeburg) und wegen der reichen Grundwasservorräte für die Grundwasserförderung genutzt (Fuhrberger Feld). | ||||||||||
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Das Schmelzwasser spülte beim Abfließen in eben diesen Urstromtälern oft Sand und andere
feine Bestandteile der Grund- und Endmoränen weg und lagerte ihn an anderen Orten zu riesigen
Sandbänken wieder ab. Die heutige Lüneburger Heide besteht teilweise aus solchen Sandern, die
von einigen Endmoränen überragt werden. Der Brelinger Berg und die Mellendorfer Berge im Norden
Hannovers sind als Endmoränenrücken in der Saale-Eiszeit entstanden. |