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14. Wechselfeucht mit Seen und Tümpeln
- Wie "naturnah" ist eine Aue?
Die Aue - das ist das Überschwemmungsgebiet eines Flusses. Aber was genau machen die Besonderheiten
einer Aue aus? Was unterscheidet sie von anderen Landstrichen? Und warum gehen diese Besonderheiten zum
Beispiel durch Baumaßnahmen des Menschen verloren?
Auf den ersten Blick ist es natürlich sofort einleuchtend, warum eine Aue einen besonderen
Landschaftstyp darstellt. Immerhin wird keine Region so regelmäßig und so vollständig
unter Wasser gesetzt, wie dies im Nahbereich eines großen Flusses der Fall ist. Tiere und vor
allem Pflanzen, die an ihren Wuchsort gebunden sind und nicht einfach vor dem steigenden Wasser fliehen
können, haben im Laufe der Zeit verschiedene Anpassungen an diese Situation entwickelt (Links zu
verwandten Kapiteln finden Sie am Ende dieser Seite).
Wie oft Überschwemmungen auch auftreten und wie stark sie auch sein mögen, so dauern Hochwässer
doch in der Regel nur einige Tage bis wenige Wochen. Nach dem Abfließen und der Verdunstung des
verbliebenen Wassers müssten die Flächen der Aue doch für den Rest des Jahres wieder denselben
Bedingungen wie andere Landstriche ausgesetzt sein. Beschränkt sich die Besonderheit einer Aue also
auf die kurze Zeit einer tatsächlichen Überschwemmung?
Der Boden der Aue: Aufgeschwemmt und fruchtbar
Ganz so einfach ist es aber nicht, denn die Überschwemmungen haben weitreichende Folgen und zwar
insbesondere für die Böden der Aue. Normalerweise wird der vorhandene Boden bzw. das
Gestein der Verwitterung ausgesetzt. Er vermischt sich mit organischen Stoffen, dem sogenannten Humus.
Abhängig vom ursprünglichen Gestein und der Verwitterungsart können also verschiedene
Bodentypen entstehen.
Bei den Böden einer Aue ist das anders: Die dort vorkommenden Böden haben meist wenig mit den
darunter liegenden Gesteinen zu tun. Der Grund dafür sind die Überschwemmungen, bei denen das
Wasser auf den überschwemmten Flächen sehr ruhig steht. Dadurch sinken die mit dem Wasser
transportierten Schwebstoffe wie feine Erde, Lehm oder Blätter zum Grund, lagern sich in der Aue ab
und überdecken den dort eigentlich vorkommenden Boden. Für die Tiere und Pflanzen spielen also
nur noch die Flussablagerungen eine Rolle.
Eine wichtige Eigenschaft des besonderen Bodentyps einer Aue ist sein Nährstoffreichtum. Verursacht
wird er vor allem durch die große Menge organischen Materials, wie beispielsweise Pflanzenteile, die
von den Lebewesen im Fluss abgebaut und die enthaltenen Mineralien freigesetzt werden. Der Aueboden wird
also durch Ablagerung dieser Nährstoffe für Pflanzen sehr fruchtbar, wohingegen auch der Fluss
Vorteile aus der Überschwemmung ziehen kann: Sein Wasser wird von vielen Schwebstoffen gereinigt.
Um den beschriebenen Stoffaustausch zwischen Wasser und Land zu erhalten, ist Landwirtschaft in der Aue nur sehr
eingeschränkt zum Beispiel durch Wiesen- und Weidenutzung möglich. Intensiver Ackerbau gehört
jedoch nicht zu den standortgerechten Nutzungsformen.
Aus dem gepflügten und offenliegenden Boden würden bei Hochwasser Nährstoffe weggeschwemmt,
statt umgekehrt vom Fluss in der Aue abgelagert werden. Der Aue ginge in der Folge ihre Fruchtbarkeit
verloren. Aber nicht nur für die Aue sondern auch für den Fluss hätte eine solche naturferne
Nutzung weitreichende Folgen. Denn durch den hohen Nährstoffgehalt könnte im Wasser ein
erhöhtes Algenwachstum stattfinden, bei deren späterer Zersetzung ein großer Teil des
Sauerstoffs im Fluss verbraucht werden würde. In der Folge würde der Sauerstoffgehalt des Wassers
so stark sinken, dass das Ökosystem u.U. aus dem Gleichgewicht gerät.
Die Flächen der Aue: Abwechslungs- und Artenreich
Natürlich lagern sich die Stoffe des Flusswassers auf den überschwemmten Flächen nicht
überall gleichmäßig, sondern an einigen Stellen mehr und an anderen weniger ab. So wird bei
Hochwasser ein System aus Hügeln, Rinnen und Senken geformt, dass sich beim Abfließen des Wassers
noch vertieft und auch nach dem Rückgang der Überschwemmung noch mit Wasser gefüllt bleibt.
Diese unterschiedlichen stillstehenden Gewässer sind typisch für eine natürliche
Aue und bieten als Tümpel oder Seen vielen Tieren, wie der Rotbauchunke und Pflanzen wie der Wassernuss,
Lebens- und Fortpflanzungsraum.
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Dass die Flächen einer Aue nicht überall gleich hoch sind, hat noch weitere Folgen: Je höher
eine Fläche liegt, um so seltener wird sie überschwemmt, wodurch ihr auch seltener Wasser und
Nährstoffe aus dem Hochwasser zugeführt werden als tiefer gelegenen Flächen. So gliedern
sich die Böden einer Aue nach Feuchte und Nährstoffgehalten. Daraus ergibt sich ein abwechselungsreiches
und differenziertes Standortangebot, das ebenfalls ein Kennzeichen naturnaher Auen ist und vielen
Lebewesen einen geeigneten Lebensraum zur Verfügung stellt.
Der immer wiederkehrende Wechsel zwischen Überflutung und Trockenfallen brachte außerdem
im Laufe der Evolution eine Reihe von gut angepassten Lebewesen hervor, die sich mit diesen Standortbedingungen
arrangiert haben. Auen, die in ihrer natürlichen Form erhalten sind, weisen deshalb eine Vielzahl für
sie typische und spezialisierte Arten, wie zum Beispiel die Wiesensilge, auf.
Menschliche Eingriffe in die Aue können auch hier schwere Folgen haben. Beispielsweise dann, wenn die
Aue entwässert oder ein flussnaher Deich gebaut werden soll um Flächen für Landwirtschaft
oder Industrie zu gewinnen. Dabei wird die Landschaft durch den Abtrag der Hügel und das Aufschütten
der Mulden vereinheitlicht. Die typischen kleinen Seen oder Tümpel und auch das breite Angebot an
verschiedenen Standorten mit unterschiedlicher Feuchtigkeit und Nährstoffen gibt es nach solchen
Baumaßnahmen nicht mehr.
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