Die Umgebung eines Flusses beherbergt viele verschiedene Pflanzenarten, von denen die meisten vom Wasser direkt abhängig sind oder zumindest beeinflusst werden. Die Beeinflussung der Pflanzen durch den Wasserstand eines Flusses nimmt überdies zu, je weiter man Richtung Mündung voranschreitet. Denn aufgrund der größeren Wassermassen im Mittel- und Unterlauf eines Flusses werden bei Hochwasser teilweise beachtliche Flächen und ganze Landstriche überschwemmt, so dass auch noch Pflanzen, die in einigem Abstand vom Fluss wachsen, betroffen sind. Dieses Überschwemmungsgebiet eines Flusses, die sogenannte Aue, wird zur Mündung hin immer breiter. Das führt aber auch dazu, dass der Einfluss des Flusses innerhalb der Aue selbst im Gegenzug geringer wird, da die Aue nicht mehr bei jedem Hochwasser vollständig überflutet wird.
Im Laufe der Zeit hat sich jedoch durch das regelmäßig wiederkehrende Hochwasser eine typische, an die Überschwemmungen angepasste Pflanzenwelt herausgebildet, die sich in verschiedenen, zum Fluss parallelen Streifen gliedert. In den jeweiligen Streifen sind Pflanzen beheimatet, die mit unterschiedlich häufigen und langen Überflutungszeiten sowie mit unterschiedlich hohen Wasserständen zurecht kommen können.
Die typische Abfolge der Vegetation an Flüssen ist folgende:
Den ersten Streifen bildet eine Zone der Schwimmblatt- und Unterwasserpflanzen. Darauf folgt eine Zone
von Erstbesiedlern, den sogenannten Pionierpflanzen, die sich auf den jungen und noch lockeren
Flussablagerungen ausbreiten. Als schmaler Streifen schließt sich dann ein Gürtel aus Röhrichten,
Großseggen und Hochstauden an, auf den dann die Gehölze, der sogenannte Auwald folgt.
Dieser Auwald wird in sich noch zusätzlich in die Weichholzaue und die Hartholzaue untergliedert,
wobei die Weichholzaue auf den tiefer gelegenen, noch regelmäßig überschwemmten Flächen
vorkommt und sich die Hartholzaue in den höher gelegenen, nur noch ab und zu überschwemmten Bereichen
ansiedelt.
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Hinweis: Die römischen Zahlen auf der Grafik kennzeichnen
die Überschwemmungsphasen, nicht die Vegetationszonen. Um mehr über die einzelnen Vegetationszonen zu erfahren, klicken Sie bitte auf den jeweiligen Abschnitt der Grafik. |
Diese Vegetationsabfolge wird auch als Auenzonierung bezeichnet. Sie ist je nach den vorhandenen
Gegebenheiten wie Boden, Klima oder Strömung nicht immer vollständig ausgebildet, so dass
einzelne Zonen ganz fehlen oder an anderer Stelle der Abfolge auftreten können.
Die Zonen im Einzelnen:
Schwimmblatt- und Unterwasserpflanzen
Die erste Vegetationszone liegt noch vollständig im Wasser oder in ständig überschwemmten
Gebieten. Im Mittel- und Unterlauf ist der Fluss so breit geworden, dass die Ufervegetation nicht mehr
seine gesamte Oberfläche beschatten kann. Damit können die Pflanzen im Wasser mittels
Fotosynthese vermehrt Stärke - die Grundlage jeden Pflanzenwachstums - produzieren, so dass nun
Pflanzen in größerem Maße als im Oberlauf im Wasser Fuß fassen können.
Diese erste Zone kann damit von Schwimmblatt- und Unterwasserpflanzen besiedelt werden.
Man unterscheidet beide anhand ihres Erscheinungsbildes: Unterwasserpflanzen wie das Tausendblatt und die
Wasserpest leben ausschließlich unter Wasser. Die Schwimmblattpflanzen wie See- oder Teichrosen
wachsen zwar auch unter Wasser, verfügen jedoch noch zusätzlich über Stengel, Blätter
und Blüten an der Wasseroberfläche.
Im Gegensatz zu stehenden Gewässern wie Seen, in denen die Artenzusammensetzung stark von den zur
Verfügung stehenden Nährstoffen abhängig ist, spielt die Versorgung mit Nährstoffen
im Fließgewässer nur eine untergeordnete Rolle, da durch die herrschende Strömung
ständig Nährstoffe und anderes Material von oberen Flussabschnitten herantransportiert werden.
Vielmehr wird das Verhältnis von Schwimmblatt- zu Unterwasserpflanzen im Fluss überwiegend von
der Stärke der Strömung bestimmt.
Entscheidend für das Vorkommen der einzelnen Arten ist außerdem die als Sichttiefe bezeichnete
Lichtdurchlässigkeit des Wassers selbst. Bei hoher Sichttiefe durch sehr klares Wasser können
Pflanzen bis in tieferen Schichten vorkommen, weil noch genügend Licht zur Fotosynthese zur Verfügung
steht. Ist das Wasser jedoch durch aufgewühlten Schlamm oder andere im Wasser schwebende Partikel
getrübt, wird das meiste Licht schon nah an der Oberfläche absorbiert. Zu wenig Licht erreicht
den Grund, so dass dort kaum Pflanzenwachstum möglich ist.
Pioniergesellschaften |
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Typischer Standort für Pioniergesellschaften; Quelle: ? Hrsg.: ? |
Röhrichte, Großseggen und Hochstaudenfluren |
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Hochstaudenflur; Quelle: ? Hrsg.: ? |
Der Auwald |
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Weichholzaue; Quelle: ? Hrsg.: ? |
Die Hartholzaue befindet sich im Gegensatz zur Weichholzaue auf höher gelegenen Flächen. Daher
wird die Hartholzaue von tiefgreifenden Umlagerungsprozessen im Boden, wie sie bei der Weichholzaue noch
vorkommen, nur wenig berührt. Nur bei sehr starkem Hochwasser kann es passieren, dass das Wasser
auch noch in diese Bereiche vordringt. Abhängig vom momentanen Wasserstand des Flusses treten aber
trotzdem stärkere Grundwasserschwankungen innerhalb eines Jahres auf. Die Hartholzaue zeichnet sich
durch anspruchsvolle Laubbäume wie Esche, Ulme, Ahorn, Eiche und Linde aus, die an Standorten mit
nährstoffreichen Böden wachsen.
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Die Hartholzaue; Quelle: ? Hrsg.: ? |
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