Hannover, im Mai 2000 - "Die Expo ist keine Weltausstellung neuen Typs, mit Lösungsbeispielen für die zentralen Probleme der Menschheit, wie Expo-Chefin Birgit Breuel immer verspricht, sondern die Fortsetzung der ungebremsten Technikeuphorie mit Freizeitpark-Charakter", fassen Bürgerinitiative Umweltschutz (BIU) und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Ausstellungsinhalte der Expo 2000 zusammen. Bei den Besuchern wolle die Expo mit multimediale Darstellungen einen Gänsehauteffekt erzielen und ihnen so ganz nebenbei die inhaltliche Botschaft als Beruhigungspille "verabreichen", dass die Technik für jedes Problem eine Lösung finde. "In der schönen neuen Weltausstellung braucht sich niemand mehr Gedanken über sein persönliches Handeln zu machen und Verantwortung dafür übernehmen. Die Technik wird´s schon richten", so der Vorwurf der Umweltverbände.
"Die dargestellten Lösungen orientieren sich vielfach an den Produkten und Interessen der Partnerfirmen", skizziert BIU-Sprecher Ralf Strobach. Den Themenparkbereich Energie beispielsweise hätte eine Arbeitsgruppe vorbereitet, in der vier Firmen mitgearbeitet hätten, die zentrale Interessen am Bau von Atomkraftwerken haben und ebenso viele Vertreter der fossilen Brennstoffe. So verwundere es nicht, dass Atomstrom und Ölverfeuerung als Beispiele einer zukunftsfähigen Energieversorgung präsentiert würden. "Völlig konträr zur gesellschaftlichen Diskussion um Atomausstieg und Klimaschutz", kritisiert Strobach. "Obwohl die Risiken der Atomenergie nicht mehr weg zu diskutieren sind, wird auf der Expo sogar der Forschungsreaktor FMR II in Garching als beispielhaft dargestellt", empört sich BUND-Vertreter Robert Exner.
Die Expozeitung "Expodirekt" habe im Ernährungsbereich schon vor Jahren "Gentechnik als Lichtblick für die Zukunft" angepriesen und damit wenig Sensibilität für ökologische Zusammenhänge und gesundheitliche Folgen gezeigt. Der Verband der chemischen Industrie stellt in einer 280 Meter langen Röhre "Life is chemistry" die Nützlichkeit der Produkte ihrer Mitgliedsfirmen im Alltag. "Kein Wunder also, wenn der Vorwurf laut wird, dass die Weltausstellung eine Werbeplattform für ökologisch zweifelhafte Produkte und Projekte darstellt", so Exner. Die Expo selbst ließe daran - allen öffentlichen Beteuerungen zum Trotz - wenig Zweifel. In einer Broschüre, in der sie um eine Wirtschaftsbeteiligung im Themenpark wirbt, heiße es dementsprechend: "Der Themenpark ist für die Unternehmen ein außergewöhnlich glaubwürdiges Instrument des Public Marketing und eröffnet neue Wege zum Kunden."
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Datum d. letzten Änderung: 22.05.2000 Ov